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Auf der Suche nach den Überresten García Lorca

Auf der Suche nach den Überresten García Lorca

Der Madrider Untersuchungsrichter Baltasar Garzón ist davon beseelt, die Verbrechen des Franco-Regimes (1939-75) aufzuklären. Vergangenes Jahr hat er dazu die Öffnung von 19 Massengräbern angeordnet. Dazu gehörte auch jenes, in dem die Überreste des spanischen Dichters Federico García Lorca vermutet werden. Mehr als 70 Jahren nach der Ermordung des Autors haben Experten jetzt Vorarbeiten zu seiner Exhumierung eingeleitet. Wissenschaftler der Universität Granada untersuchten nach Presseberichten vom Mittwoch mit Bodenradar-Geräten das Gelände bei der südspanischen Ortschaft Alfacar, auf dem das Grab des Poeten vermutet wird.

Lorca, der von 1898 bis 1936 lebte, war zu Beginn des spanischen Bürgerkrieges von Schergen des späteren Diktators Francisco Franco festgenommen und mit anderen Gefangenen nahe Granada erschossen worden. Der Autor der Zigeuner-Romanzen war als Linker, Homosexueller und «Volksdichter» den Franco-Anhängern besonders verhasst gewesen.

Nachdem die Öffnung der Massengräber im Jahr 2008 von Untersuchungsrichter Garzón angeordnet wurde, hatte der Nationale Gerichtshof in Madrid wenig später eine Einstellung des Verfahrens verfügt, weil Garzón nicht zuständig für die Aufarbeitung der Franco-Diktatur sei. Daraufhin nahm die Regierung der südspanischen Region Andalusien die Sache in die Hand. Die andalusische Justizministerin Begoña Alvarez kündigte an, die Exhumierung solle voraussichtlich Ende Oktober vorgenommen werden. Die Wissenschaftler sollen bei der Untersuchung des Geländes feststellen, an welchen Stellen Grabungen vorgenommen wurden und sich möglicherweise Leichenreste befinden können.

Die Aufarbeitung der Franco-Diktatur kommt in Spanien nur schwer voran. Die rechtsgerichteten Kräfte haben kein Interesse die Verbrechen der Diktatur aufzuklären und stellen sich immer wieder Organisationen oder Gesetzesvorhaben der Sozialisten in den Weg. Die konservative Partei Spaniens Partido Popular ging aus der Gründung eines Franco-Ministers hervor.

Aktuell droht Untersuchungsrichter Garzón eine Anklage wegen seiner Ermittlungen zu den Verbrechen der Franco-Diktatur. Der 53-Jährige Jurist, der 1998 die Festnahme des chilenischen Ex-Diktators Augusto Pinochet erwirkt hatte, wurde Anfang September vom Obersten Gerichtshof in Madrid unter dem Verdacht der Rechtsbeugung vernommen. Ihm wird vorgeworfen, Ermittlungen über das Franco-Regime eingeleitet zu haben, obwohl er dafür nicht zuständig gewesen sei. Der Gerichtshof muss nach der Vernehmung entscheiden, ob gegen Garzón Anklage erhoben wird. Wenn dem Richter der Prozess gemacht wird, droht ihm die Suspendierung.

Das Verfahren war von einer rechtsgerichteten Gewerkschaft und einer anderen Organisation initiiert worden, die ein Klagegesuch gegen Garzón eingereicht hatten. Das Gesuch wurde im Mai vom Obersten Gerichtshof zugelassen. Die Internationale Juristenkommission (ICJ) in Genf forderte die spanische Justiz auf, das Verfahren gegen Garzón einzustellen. Sie wies darauf hin, dass Spanien nach internationalem Recht dazu verpflichtet sei, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des spanischen Bürgerkrieg und der Franco-Diktatur aufzuklären.
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