STREIT UM KNOCHEN
Graböffnung soll Columbus-Rätsel lösen
Christoph Columbus ist einer der berühmtesten Entdecker aller Zeiten. Doch noch immer ist offen, wo der große Seefahrer wirklich begraben liegt. Nun darf seine angeblich letzte Ruhestätte in der Dominikanischen Republik geöffnet werden.
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Christoph Columbus (zeitgenössische Darstellung): Wo liegen seine Knochen?
So mancher Tourist stand schon am Grab von Christoph Columbus – entweder im spanischen Sevilla oder in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik. Denn in beiden Städten gibt es prachtvolle Kathedralen, in denen angeblich die wirklich echten Knochen des Entdeckers ruhen sollen. Aber es kann natürlich nur einen Columbus geben, und ob der in der Karibik oder in Südspanien sein letztes von vielen Gräbern fand, soll nun die Genetik klären.
Der spanische Historiker Marcial Castro bemüht sich bereits seit Jahren, die wahren Überreste des 1506 gestorbenen Seefahrers zu finden. Im Sommer 2003 erlangte Castro von der spanischen Regierung die Erlaubnis, das Grabmal in der Kathedrale von Sevilla zu öffnen. Dort nahm er eine Knochenprobe. Auch aus den ebenfalls in Sevilla gelegenen Gräber von Columbus Bruder Diego und seinem Sohn Hernando wurden Knochensplitter entnommen. Bei diesen Verwandten besteht kein Zweifel an der Echtheit der Leichen.
Gentests an der Universität von Granada sollten verraten, ob die angeblichen Columbus-Knochen zu den Verwandten-Knochen passen. Doch die DNS hatte sich in den vergangenen Jahrhunderten schon sehr zersetzt, so dass keine endgültigen Aussagen möglich waren.
Interaktive Grafik: Die Reisen des Columbus
Nun erhielt Castro die Erlaubnis der Regierung der Dominikanischen Republik, auch das Grab in Santo Domingo zu öffnen. Das soll am 14. Februar geschehen. Erst einmal ist es Castro und einem Genetiker nur erlaubt, einen Blick auf die dort liegenden Knochen zu werfen. Wenn ein Genetiker die Knochen nur sieht, kann er schon die Wahrscheinlichkeit abschätzen, ob darin brauchbare DNS zu finden ist, so Castro. Er hofft, dass die karibischen Behörden ihm bei einem positiven Befund die Entnahme einer Probe erlauben.
AP
Columbus-Knochen: In Sevilla wurden Proben aus den Gräbern von Christoph und seinem Bruder Diego Columbus entnommen
Grund für die seit über 100 Jahren brodelnden Streitigkeiten ist die Tatsache, dass Columbus als Toter beinahe mehr unterwegs war als zu Lebzeiten. Er starb am 20. Mai 1506 im spanischen Valladolid und wurde dort auch beerdigt, obwohl er sich ein Grab in den von ihm entdeckten Kolonien gewünscht hatte. 1509 wurden seine Gebeine in ein Kloster bei Sevilla umgebettet. 1537 dann sorgte eine seiner Schwiegertöchter dafür, dass Columbus letzter Wunsch in Erfüllung ging: Sie schickte seine Knochen nach Santo Domingo und ließ sie in der Kathedrale bestatten. Hier blieben sie bis 1795.
In diesem Jahr fiel die Stadt in französische Hände. Beim Rückzug nahmen die Spanier die Gebeine mit nach Kuba. Als dann 1898 der spanisch-amerikanische Krieg ausbrach, brachten die Spanier die Überreste des Columbus wieder nach Sevilla und bestatteten sie dort in der Kathedrale. Allerdings hatten schon 1877 Arbeiter in der Kathedrale von Santo Domingo eine Kiste gefunden, die laut Inschrift die Knochen von Columbus enthielt. Damit brach der Streit um die Echtheit aus.
Marcial Castro glaubt, dass die Knochen in Santo Domingo echt sind. Dann hätten die Spanier 1795 die falsche Leiche mitgenommen. Dafür spreche nicht nur die Inschrift der Kiste, sondern auch der Zustand der Knochen. 1877 sei festgestellt worden, dass die Knochen von einem Mann stammten, der an Arthritis litt, was zur Krankengeschichte des Columbus passen würde. Das Ergebnis eines Gentests – sollte er genehmigt werden – wird aber erst in mehreren Monaten vorliegen.
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