Schätze aus dem Abwasser
Von MICHAEL FLACKE
04.11.2004 20:40 Uhr
Die Früchte dieser Olivenbäume werden jetzt von Rheinbacher Forschern unter die Lupe genommen.
RHEINBACH. Anhänger mediterranen Essens wissen: Wer sich ernährt wie die Griechen oder die Italiener, hält sein Herz fit und senkt sein Risiko, an Krebs zu erkranken. Entscheidend: Olivenöl. Forscher aus Rheinbach bei Bonn verfolgen nun den Plan, auch aus dem Abwasser, das beim Auspressen der Früchte entsteht, noch wichtige Schätze für die Ernährung zu gewinnen.
Professor Gerd Knupp von der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg ist seit acht Jahren den Biophenolen im Olivenöl-Abwasser auf der Spur: „Sie sind die Stoffe, die das Olivenöl gut fürs Herz und zum Vorbeuger gegen Krebs machen“, sagt Knupp. Zwei der Phenole interessieren ihn besonders: Tyrosol und Hydroxytyrosol. Beide Verbindungen kommen in größeren Mengen im Abwasser der Olivenöl- Produktion vor.
Knupps Forschergruppe extrahiert die Verbindungen zunächst aus dem Wasser und versucht dann, sie zu reinigen. „In einer reinen und endgültigen Pulverform sind die Phenole als Nahrungsergänzung oder vielleicht auch als Medikamenten-Wirkstoff interessant“, berichtet der Wissenschaftler. Als erwünschte Nebenwirkung wird auch ein Umweltproblem angegangen, denn die phenolhaltigen Abwässer werden für das verstärkte Algenwachstum im Mittelmeer verantwortlich gemacht.
In Spanien sei er auf seine Forschungsidee gekommen, berichtet Knupp. Seitdem kooperieren die Bonner mit der Universität Granada. Neben den Chancen für Ernährung, Medizin und Umwelt biete das Hydroxytyrosol aber auch ein wirtschaftliches Potenzial: Ein künstlich hergestelltes Gramm der seltenen Verbindung kostet bis zu 900 Euro. Sollte es gelingen, die Stoffe in der notwendigen Reinheit industriell aus dem Abwasser zu filtern, wäre dies erheblich kostengünstiger. Doch bis zum Durchbruch des Verfahrens werden noch einige Jahre vergehen, vermutet Knupp. (dpa)