Kreatur von Metepec: Kontroverse um angebliche «Alien-Mumie»
Obwohl bereits zwei Jahre alt, hat es ein bizarrer Fund aus Mexiko erneut in die internationalen Medien geschafft und wurde auch durch Berichte in deutschen Boulevard-Medien als aktuelle Meldung verkauft. Aus diesem aktuellen Anlass hier eine Zusammenfassung zum aktuellen Stand im Falle des schon als «Alien-Mumie» betitelten Kadavers von Metepec.
Der Hintergrund der Ereignisse ist schnell erzählt: Im Mai 2007 will ein Bauer in Metepec, 30 Kilometer südwestlich von Mexico City, ein noch lebendes (!) bizarres Wesen in einer Rattenfalle in einer Scheune vorgefunden haben. Auch Farmarbeiter wie Augustin Estebar Martinez erklärten, die Kreatur noch lebend in der Falle gesehen zu haben: «Sein Verhalten war sehr aggressiv. Es wollte sich aus der Falle befreien und jene Personen angreifen, die ihm zu nahe kamen. Es wirkte auf mich, wie eine Mischung aus Ratte und Affe.»
Gegenüber der populär-wissenschaftlichen, grenzwissenschaftlichen Doku-Serie «MonsterQuest» des US-amerikanischen «History Channel» erklärte Martinez 2009, er glaube, dass es sich um einen Außerirdischen gehandelt habe.
Leider ist es denn auch nur diese Folge von «MonsterQuest» (in der es eigentlich um Berichte über mystische menschenartige fliegende Wesen gehen soll und an keiner Stelle erklärt wird, wie die Kreatur von Metepec in dieses Konzept passt), aus der die bislang einzigen in englischer Sprache vorliegenden Hintergrundinformationen zu den wissenschaftlichen Untersuchungen des Kadavers stammen.
Um die Identität des durchaus bizarr anmutenden Kadavers zu enträtseln, wurde dieser von dem mexikanischen UFO-Journalisten Jaime Maussan, dem die sterblichen Überreste der Kreatur übergeben wurden. dem Team des «History Channel» für eingehende Untersuchungen zur Verfügung gestellt.
Ersten Vermutungen, gerade von Skeptikern, die in dem Wesen nichts weiter als einen gehäuteten Affen zu erkennen glauben, werden von einem Team aus Genetikern, Forensikern und Pathologen innerhalb der Sendung jedoch widersprochen.
«Zunächst wirkte es so, als hätte das Wesen keine Haut mehr und die Muskeln würden freiliegen», zitiert die Sendung den Pathologen Dr. Ocativio Morales. Dann entdeckten die Forscher jedoch, dass die Kreatur doch von einer Haut überzogen war: «Die Haut ist sehr rudimentär und ungewöhnlich.» Das Wesen wurde also nicht nachträglich behandelt, gehäutet oder präpariert.
Der «MonsterQuest»-Beitrag zitiert die Forscher auch mit der Einschätzung, dass der mittlerweile getrocknete Kadaver zahlreiche menschenartige Merkmale aufweise, die ihn von einem kleinen Primaten unterscheiden sollen. So seien die Füße zu kurz für einen Primaten und anatomisch eher menschenartig, besonders im Vergleich zu den von einigen Kritikern genannten Totenkopfäffchen. Anhand weiterer anatomischer Merkmale glauben die Wissenschaftler zudem, dass das Wesen in der Lage gewesen sei, auf zwei Beinen aufrecht zu stehen. Form und Größe der markanten Augenhöhlen sollen zudem auf eine gute und komplexe visuelle Wahrnehmung hindeuten.
Von den Merkmalen des Kadavers fasziniert, wurde das Wesen auch mittels Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht, um so auch ein 3D-Modell des Körpers generieren und dessen Anatomie noch genauer untersuchen zu können.
Anhand der MRT-Aufnahmen der Kreatur von Metepec erläutert der Radiologe Dr. Jesus Higuera Galleja vom mexikanischen Ernährungsinstitut (Instituto Nacional de Ciencias Médicas y Nutrición) gegenüber «MonsterQuest», dass das Kleinhirn (Cerebellum) im Verhältnis zum Menschen deutlich größer ausfällt. Das Kleinhirn erfüllt wichtige Aufgaben bei der Steuerung von Motorik, ist zuständig für Koordination, Feinabstimmung, unbewusste Planung und das Erlernen von Bewegungsabläufen. Hinzu wird ihm neuerdings auch eine Rolle bei zahlreichen höheren kognitiven Prozessen zugeschrieben.
Auch ein abschließender DNA-Test im Auftrag des Senders, erbrachte zwar keinen Aufschluss über die Identität des Wesens, jedoch eine nicht minder kuriose Einsicht der Genetiker: «Wir haben Proben von Schwanz, Haut und Haaren untersucht, jedoch kein genetisch identifizierbares Material finden können. Das überrascht uns sehr und wir wissen nicht, wie die Sache nun weiter geht», wird die Genetikerin Dr. Elena Abarca zitiert.
Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass sich das Wesen bzw. der Kadaver von Metepec angeblich deutlich von einem Affen unterscheidet und selbst von den Wissenschaftlern keiner bekannten Tierspezies auch nur annähernd zugeordnet werden konnte. Ein Hinweis auf seine Herkunft ist das allerdings nicht. Spekulationen darüber, dass es sich im Umkehrschluss nun also um ein außerirdisches Wesen handeln müsse, sind also ebenso spekulativ, wie jede andere exotische Erklärungsversuche. Ebenso könnte man anhand der Ergebnisse behaupten, dass es sich um einen Kobold handeln müsse.
Ebenso rätselhaft erscheint jedoch auch die Identität der im TV-Beitrag zu Wort kommenden Wissenschaftler, von welchen keiner etwa durch eine Online-Suche eindeutig ausfindig zu machen ist und mit Ausnahme des zitierten «National Institute of Nutrition, Mexiko» werden auch keine Institutionen genannt, bei welchen diese Wissenschaftler arbeiten sollen. Entsprechende Schwierigkeiten müssen jedoch nicht zwangsläufig die Glaubwürdigkeit der gezeigten Personen in Frage stellen du können auf mangelnden Online-Informationen über die Forscher, teilweise falsche Schreibweisen der spanischen Namen oder sonstige Sprachbarriere-Probleme erklärt werden. Dennoch wäre an dieser Stelle größere Transparenz von Seiten des Senders wünschenswert.
Mittlerweile hat nicht zuletzt eine große deutsche Boulevardzeitung die Story aufgegriffen (wodurch zahlreiche Meldungen im Privatfernsehen und Tageszeitungen folgten) und eine weitere Meldung nachgelegt, wenn der mysteriöse Feuertod des Landwirts, in dessen Rattenfalle die Kreatur von Metepec gefangen wurde und verendete, mit deren angeblich außerirdischer Herkunft in Verbindung gebracht und gefragt wird, ob die außerirdischen Eltern mit dieser Tat den Tot ihres «Alien-Babys» rächen wollten…
Bislang sind uns keinerlei konkrete wissenschaftliche Studien bekannt, die sich unabhängig von den Untersuchungen durch «MonsterQuest» mit der Analyse der Metepec-Kreatur befassen. Medienberichten zufolge, soll sich der Körper derzeit in Spanien befinden, wo er von dem bekannten Genetiker und Kriminologen Dr. Jose Antonio Lorente an der Universität von Granada untersucht werde. Auch Lorente sei zu dem Schluss gekommen, dass es sich um keine bekannte Spezies handelt. Ein Merkmal des Kadavers seien die wurzellosen Zähne, die einen Primaten als Erklärung ausschließen würden. Wurzellose Zähne findet man bei Fischen, Lurchen und Reptilien aber auch bei einigen Säugetieren wie Hasen und Kaninchen. Eine DNA-Analyse der spanischen Wissenschaftler steht noch. Sobald diese oder andere Ergebnisse vorliegen, werden wir erneut über den Fall berichten.
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