Der Übernahme der angeschlagenen spanischen Sparkasse CajaSur durch die Zentralbank könnten nach Einschätzung von Experten weitere folgen.
Das Einschreiten der Notenbank am Wochenende unterstreiche die Probleme der zum Grossteil nicht börsennotierten spanischen Institute. Der Schritt der Zentralbank sei eine Warnung an die anderen Sparkassen, sagte Santiago Carbo Valverde, Wirtschaftsprofessor an der Universität Granada. Wenn die angeschlagenen Geldhäuser sich nicht schnell zusammenschlössen, seien weitere Übernahmen bis zur Jahresmitte wahrscheinlich. Ende Juni liefe die Frist aus, bis zu der Institute auf den staatlichen Restrukturierungsfonds zugreifen könnten.
Über die Folgen der CajaSur-Rettung für das Finanzsystem sind sich Experten uneinig. Credit-Suisse-Analyst Santiago Lopez bezeichnete das Einschreiten der Zentralbank als schlechte Nachricht für das Finanzsystem, das Risikoprofil des spanischen Staates und die gesamte Wirtschaft. Nach Zeitungsberichten vom Montag wird die Zentralbank zur Stützung der CajaSur zwischen 550 Millionen und zwei Milliarden Euro aus dem staatlichen Rekapitalisierungsfonds nehmen.
Der insgesamt 99 Milliarden Euro schwere Fonds für die Bankenbranche war im Juni 2009 aufgelegt worden. Die Zentralbank hat in der Vergangenheit schon der Sparkasse Caja Castilla de la Mancha mit neun Milliarden Euro unter die Arme greifen müssen. Die Sparkassen sind traditionell stark im Hypothekengeschäft engagiert und leiden daher unter dem Anstieg fauler Kredite nach dem Ende des Immobilienbooms.
43 Milliarden Euro an Kosten
Die Zentralbank will die Zahl der Sparkassen daher bis zur Jahresmitte auf rund 15 von 45 verringern. Laut einer im April veröffentlichten Schätzung der US-Bank Morgan Stanley könnten die Verluste der Sparkassen den spanischen Staat in der Summe 43 Milliarden Euro kosten.
Nach Meinung der Renta-4-Bank-Analystin Nuria Alvarez müssen sich ausländischer Investoren aber keine Sorgen vor weiteren staatlichen Rettungsaktionen im Bankensektor machen. Das spanische Finanzsystem sei nicht in Gefahr.
An der Börse sorgte die Nachricht über die Probleme bei der CajaSur am Pfingstmontag aber für sinkende Kurse: Die Aktien der drei grossen spanischen Banken Santander, BBVA und Banco Popular notierten zwischen 1,2 und 2,3 Prozent im Minus und auch an der Wall Street wurden die CajaSur-Probleme als Grund für fallende Kurse bei US-Banken genannt.
Spanien steht wegen seiner hohen Verschuldung verstärkt im Blick der Finanzmarkt-Teilnehmer. Die Regierung hat zuletzt ihre Sparmaßnahmen noch einmal verschärft.